„Ich wurde oft von Arbeitskollegen und Arbeitskolleginnen auf meine Hautläsionen angesprochen. Ich gehe offen damit um und erkläre, dass ich eine chronische Hauterkrankung habe, die jedoch nicht ansteckend ist und mich mittlerweile auch nicht mehr einschränkt. Verstecken kann ich sie sowieso meistens nicht, von daher sage ich lieber direkt, was ich habe.“ So selbstbewusst wie Kai Pitzer, Psoriasis-Betroffener und „Bitte berühren“-Kampagnenbotschafter geht nicht jeder mit seiner Psoriasis um.
Der 25-jährige ist seit seinem zwölften Lebensjahr an Psoriasis erkrankt und hat wie viele der rund zwei Millionen Betroffenen in Deutschland wiederholt Ablehnung aufgrund seiner Erkrankung erfahren. Seine Eltern, die ihm immer den Rücken stärkten, haben ihn zu einem offenen, selbstbewussten Umgang mit der Erkrankung erzogen.

Wie viel Offenheit ist sinnvoll? Wem sage ich was?

Ob man seine Erkrankung am Arbeitsplatz offen anspricht und wie viel man der Chefin bzw. dem Chef oder den Kollegen und Kolleginnen anvertraut, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab: Wie deutlich sichtbar sind die Hautläsionen? Wie selbstbewusst kann oder will ich mit meiner Erkrankung umgehen? Wie ist das Betriebsklima? Wie viel Empathie und Verständnis kann ich erwarten? Inwiefern schränkt mich die Erkrankung ggf. bei meinen beruflichen Tätigkeiten ein? Diese Fragen sollte man zunächst für sich beantworten. „Auf jeden Fall sollten Psoriasis-Patientinnen und Patienten ihr enges Umfeld versuchen aufzuklären – Freundinnen bzw. Freunde und Kolleginnen bzw. Kollegen zum Beispiel. Man sollte sagen, dass Psoriasis nicht ansteckend ist und man in hautärztlicher Behandlung ist. Also, zu verstehen geben, dass man sich um seine Psoriasis kümmert,“ rät Prof. Uwe Gieler, Facharzt für Dermatologie und Facharzt für Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Gießen und Marburg zu einer möglichst offenen Kommunikation.

Mobbing am Arbeitsplatz: Strategien zur Gegenwehr und Unterstützung

Aus Unkenntnis und Vorurteilen gegenüber einer andersartigen Haut resultieren häufig Konflikte. Die meisten Menschen mit Psoriasis – insbesondere bei schwerem Befall an schlecht zu verdeckenden Hautpartien wie Kopf und Händen – kennen solch stigmatisierende Erlebnisse im Alltag, ob in der Öffentlichkeit oder auch am Arbeitsplatz. Während Stigmatisierung meist schon durch entsprechende Aufklärung über die Erkrankung aufgebrochen werden kann, kann Mobbing unter Kolleginnen bzw. Kollegen zu einer echten Belastungsprobe werden. Je länger Betroffene die Situation einfach hinnehmen, umso schlimmer wird es in aller Regel. Oft erscheint die Offensive in Form einer offenen Aussprache mit den mobbenden Kolleginnen bzw. Kollegen als der einzige Ausweg. Trägt ein offenes Wort keine Früchte, ist es ratsam, im nächsten Schritt die Vorgesetzte bzw. den Vorgesetzten und unter Umständen auch die Personal- bzw. Betriebsrätin oder den Personal- bzw. Betriebsrat einzuschalten. In schwerwiegenden Fällen ist unter Umständen schon zum Selbstschutz therapeutische Unterstützung empfehlenswert und notwendig.

Gutes Betriebsklima und Selbstfürsorge: Balsam für Körper und Seele

Stress ist ein wichtiger Trigger für vermehrte Hautläsionen und Schübe. Nicht umsonst berichten viele Betroffene, dass ihre Psoriasis erstmals in einer psychisch besonders belastenden Situation aufgetreten ist. Spannungen am Arbeitsplatz erhöhen das Stresslevel und befeuern auf diese Weise auch die Erkrankung. Ein gutes Betriebsklima mit einem entspannten Verhältnis zu Kollegen und Kolleginnen und Vorgesetzten hingegen wirkt sich nicht nur positiv auf die Psyche aus, sondern lässt häufig auch die Haut zur Ruhe kommen. Darüber hinaus gilt auch hier ebenso wie bei „Hautgesunden“: Wer sich in seinem Job wohlfühlt, ist motivierter und leistungsfähiger. Da es unabhängig von Unstimmigkeiten auf persönlicher Ebene natürlich in jedem Unternehmen mal hoch hergeht, sollten Betroffene ihre Freizeit bewusst nutzen, um genügend „Auszeiten“ zu nehmen. Dabei können Entspannungsübungen oder Sport ebenso hilfreich sein wie schöne Erlebnisse mit Freundinnen bzw. Freunden und Familie. Hauptsache man/frau fühlt sich gut dabei.

Psoriasis kann im Berufsalltag eine Herausforderung sein, aber du bist diesen Herausforderungen nicht hilflos ausgeliefert. Mit einem offenen und selbstbewussten Umgang, der Aufklärung deines Umfelds, der Kenntnis deiner Rechte und der Unterstützung von Experten kannst du Stigmatisierung und Mobbing entgegenwirken und ein positives und unterstützendes Arbeitsumfeld schaffen.

In deiner Haut steckt niemand geringeres als du selbst und das dein ganzes Leben lang. Umso wichtiger ist es, dass du dich darin so wohl wie möglich fühlst – trotz Psoriasis. Heute gibt es gute Möglichkeiten, dies zu erreichen. Warum sich also mit weniger zufriedengeben? Sprich mit deiner Hautärztin bzw. deinem Hautarzt!