„Kein Wunsch muss bei der Behandlung von Psoriasis unberücksichtigt bleiben.“

– Dr. Uwe Schwichtenberg

Psoriasis-Behandlung: Veränderungen in der Versorgung

Herr Dr. Schwichtenberg, wie hat sich die Versorgungslandschaft der Psoriasis in den letzten Jahren verändert?

Die Versorgungslandschaft der Psoriasis hat sich in den letzten Jahren vor allem in Bezug auf zwei wesentliche Punkte verändert: Auf der einen Seite ist die Auswahl an Medikamenten größer geworden. Das heißt, es gibt inzwischen wesentlich mehr Möglichkeiten, für jede Patientin oder jeden Patienten die individuell passende Therapie zu finden und einzuleiten. Auf der anderen Seite hat sich auch die Versorgungsqualität für die Patienten und Patientinnen über die letzten Jahre verbessert. Das bedeutet, dass jetzt mehr Betroffene die Chance auf eine moderne Therapie haben.

Verbesserungspotenzial in der Psoriasis-Versorgung

Wo sehen Sie noch weiteres Verbesserungspotenzial in Bezug auf die Versorgungssituation von Psoriasis-Betroffenen?

Zum einen wäre es wünschenswert, wenn noch mehr Patienten und Patientinnen die Möglichkeit zur professionellen dermatologischen Versorgung bekommen. Dies ist direkt mit dem zweiten relevanten Punkt verbunden: die regionalen Unterschiede hinsichtlich der Verteilung von Dermatologen und Dermatologinnen in Deutschland. Es sollte keinen Unterschied machen, ob eine Psoriasis-Patientin oder ein Psoriasis-Patient im Norden oder im Süden Deutschlands wohnt. Der Bedarf nach einer leitliniengerechten und modernen Therapie ist im ganzen Land der gleiche und sollte gedeckt werden.

Leitliniengerechte Therapie bei mittelschwerer bis schwerer Psoriasis

Wie sieht aktuell eine leitliniengerechte Therapie für die Patienten und Patientinnen mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis aus?

Eine leitliniengerechte Behandlung für Psoriasis-Patienten und Psoriasis-Patientinnen mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis fußt auf einer Systemtherapie. Ist eine solche systemische Therapie für Betroffene der nächste Schritt, so haben die behandelnde Hautärztin oder der behandelnde Hautarzt die Aufgabe zu prüfen, welche infrage kommt. Das muss patientenindividuell entschieden werden. Hilfreich ist dabei das Festlegen von gemeinsamen Therapiezielen zwischen Patienten und Patientinnen und behandelndem Arzt oder behandelnder Ärztin, damit die Therapie auch die erwünschte Wirksamkeit bringt.

„Die Systemtherapie ist die leitliniengerechte Behandlung für Patienten und Patientinnen mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis.“

– Dr. Uwe Schwichtenberg

Die Rolle des Patienten bei der Psoriasis-Therapie

Was würden Sie sagen, welche Rolle sollten Patienten und Patientinnen bei der Festlegung der eigenen Psoriasis-Therapie einnehmen?

Für mich gibt es hier zwei ideale Lösungen: Entweder können Patienten und Patientinnen eine aktive Rolle in Bezug auf ihre Psoriasis-Erkrankung und die damit einhergehenden Therapiemöglichkeiten einnehmen. Das bedeutet, sich aktiv über die Erkrankung zu informieren, Vor- und Nachteile von Therapien abzuwägen und diese anschließend gemeinsam mit der behandelnden Hautärztin oder dem behandelnden Hautarzt zu diskutieren, damit am Ende eine gemeinschaftliche partizipative Entscheidung getroffen werden kann. Es ist aber auch völlig in Ordnung, wenn sich Patienten und Patientinnen nicht so intensiv mit ihrer Erkrankung auseinandersetzen möchten, sondern ihre Hautärztin oder ihren Hautarzt zum idealen Lösungsansatz konsultieren. In beiden Fällen ist für mich entscheidend, dass die Patienten und Patientinnen hinterher zur gefällten Entscheidung stehen und sich an den Therapieplan halten. Es liegt in der Eigenverantwortung der Patientin oder des Patienten, diesen zu verfolgen, regelmäßig zu Kontrollterminen zu erscheinen und bei Problemen aktiv auf die behandelnde Ärztin oder den behandelnden Arzt zuzugehen. Die Therapie per Eigenentscheidung abzubrechen, ist in allen Fällen keine gute Idee.

Der Weg zu den richtigen Psoriasis-Spezialisten

Was würden Sie Psoriasis-Patienten und -Patientinnen raten, die sich unterversorgt fühlen?

Ich empfehle in jedem Fall die Arztsuche auf der Internetseite des Berufsverbandes der Deutschen Dermatologen e.V. (BVDD) oder auf „Bitte berühren“. Hier können sich Betroffene alle Dermatologen bzw. Dermatologinnen in Deutschland auflisten lassen, die sich auf die Behandlung von Psoriasis spezialisiert haben. Man könnte es als Positivauslese bezeichnen, da die Dermatologen und Dermatologinnen selbst verantwortlich für die Pflege dieser Seite sind. Trägt dementsprechend eine Kollegin oder ein Kollege die Zusatzqualifikation für Psoriasis ein, weiß die Patientin oder der Patient aus zuverlässiger Quelle, dass hier eine qualitätsgesicherte Versorgung gewährleistet wird.

Realistische Therapieziele bei Psoriasis

Welche realistischen Ziele können Patienten und Patientinnen sich mit den aktuellen Behandlungsmöglichkeiten für eine Psoriasis setzen?

Durch die vielen verschiedenen Therapiemöglichkeiten, die heutzutage existieren, ist erscheinungsfreie Haut ein realistisches Ziel.

„Kein Wunsch muss bei der Behandlung von Psoriasis unberücksichtigt bleiben.“

– Dr. Uwe Schwichtenberg

Wenn Patienten bzw. Patientinnen zufrieden sind mit ihrer Therapie, auch wenn eventuell ein oder zwei kleine Plaques vorhanden sind, dann ist das völlig okay. Sollten jedoch noch Wünsche offen sein, gibt es genug Behandlungsalternativen, die in gemeinsamer Absprache mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt versucht werden können. Am Ende muss kein Wunsch bei der Behandlung von Psoriasis unberücksichtigt bleiben.

Vielen Dank, Herr Dr. Schwichtenberg, für das Gespräch.

In deiner Haut steckt niemand geringeres als du selbst und das dein ganzes Leben lang. Umso wichtiger ist es, dass du dich darin so wohl wie möglich fühlst – trotz Psoriasis. Heute gibt es gute Möglichkeiten, dies zu erreichen. Warum sich also mit weniger zufriedengeben? Sprich mit deiner Hautärztin bzw. deinem Hautarzt!