Sommer – Freund oder Feind der Neurodermitis?

Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Jede Neurodermitis ist anders und hat ihre eigenen Triggerfaktoren. Damit ist auch der Sommer nicht per se eine (haut)belastende Jahreszeit für die Betroffenen. Viele Neurodermitis-Patientinnen und Patienten erleben, dass sich ihre Symptome in den sonnenreichen Monaten verbessern. Grund dafür ist, dass die UV-Strahlen der Sonne verschiedene fotobiologische Prozesse in der Haut in Gang setzen. Dadurch werden Entzündungs- und Immunreaktionen im Körper positiv beeinflusst und Neurodermitis-Symptome können zurückgehen.

Allerdings ist auch eine Verschlechterung der chronischen Hauterkrankung in den Sommermonaten möglich. Durch eine vermehrte Schweißbildung verschafft sich der Körper bei warmen Temperaturen eine natürliche Abkühlung. Doch gerade bei Neurodermitis-Betroffenen kann Schweiß die Haut zusätzlich reizen.1 Darüber hinaus kommt es in der heißen Jahreszeit zu einem vermehrten Pollenflug. Patientinnen und Patienten, die darauf allergisch reagieren, können verstärkt Symptome wie offene Hautstellen und einen erhöhten Juckreiz feststellen.2

Die richtige Pflege im Sommer: Salbe, Creme oder Lotion?

Generell unterscheiden sich Salben, Cremes und Lotionen durch ihren Fettanteil. Während die ersten beiden besonders fetthaltig sind, haben letztere einen erhöhten Wasseranteil. Aufgrund dessen sind Lotionen für die warmen Sommermonate gut geeignet. Denn Fett kann in Kombination mit vermehrtem Schwitzen die Poren verstopfen und so die Haut zusätzlich reizen. Nichtsdestotrotz gilt diese Empfehlung nicht für alle Neurodermitis-Betroffene. Einige haben eine besonders trockene Haut, die auch im Sommer eine reichhaltige Pflege bedarf.3

Sonnenbaden mit Neurodermitis – spricht etwas dagegen?

Nein, grundsätzlich können auch Neurodermitis-Betroffene sich sonnen. Wie bei Hautgesunden gilt allerdings: wohldosiert und eher in geringem Maße. Denn die von der Sonne ausgehenden UV-Strahlen können die Hautoberfläche sowie die DNA der Zellen langfristig schädigen und das Hautkrebsrisiko erhöhen.4 Hinzukommt, dass die Neurodermitis-Haut deutlich lichtempfindlicher ist, da sie sich schneller erneuert als die von Nicht-Betroffenen. Dies sorgt dafür, dass der natürliche Sonnenschutz der Haut schneller abgebaut wird.3 Nicht zuletzt, deshalb sollten Menschen mit Neurodermitis stets darauf achten, wie ihre Haut auf die Sonne reagiert. Während bei manchen eine Verbesserung der Symptome nach einem Aufenthalt in der Sonne auftritt, können andere einen Neurodermitis-Schub erleiden.

Sonnencreme bei Neurodermitis: Ja oder Nein?

Ja, unbedingt! Auch Neurodermitis-Betroffene sollten Sonnencremes benutzen, die die üblichen UVA- und UVB-Filter besitzen. Zusätzlich sollte auf den angegebenen Lichtschutzfaktor (LSF) geachtet werden. Die UV-Strahlen erreichen uns auch ohne direkten Sonnenkontakt. Deshalb ist auch das Auftragen eines Sonnenschutzmittelns im Schatten zu empfehlen.

Aufgekratzte und offene Hautstellen im Sommer – was tun?

Wie zu jeder anderen Jahreszeit, kann es trotz einer ausreichenden Pflege bei Neurodermitis auch im Sommer immer wieder zu aufgekratzten und offenen Hautstellen kommen. „In diesem Fall hilft z.B. eine topische Kortisontherapie. Diese können Betroffene einige Tage anwenden, damit die Entzündung zurück geht und die Haut sich erholen kann. Des Weiteren gibt es antibakterielle Cremes, die die Entzündung der Haut kurzfristig lindern können. Grundsätzlich gilt auch hier: Jede Anwendung sollte vorab mit deiner Hautärztin bzw. deinem Hautarzt abgesprochen sein“, so Dermatologe und „Bitte berühren“-Experte Dr. Uwe Schwichtenberg.

Kurz und knapp: So kannst du den Sommer auch mit Neurodermitis genießen

  • Sei wachsam! Jede Neurodermitis reagiert im Sommer anders. Achte darauf, was dir guttut und bespreche dich bei Fragen mit deiner Hautärztin bzw. deinem Hautarzt.
  • Basispflege im Sommer anpassen. Durch das veränderte Klima im Sommer, kann es sein, dass deine Haut eine andere Pflege benötigt. In der dermatologischen Sprechstunde könnt ihr gemeinsam die für dich bestmögliche Behandlungsoption finden.
  • Sonnenbaden mit Bedacht. Die UV-Strahlung erreicht in der Mittagszeit ihren Höhepunkt. Da deine Neurodermitis-Haut lichtempfindlicher ist und den natürlichen Sonnenschutz schneller abbaut, versuche das Sonnen zwischen 12:00 und 16:00 Uhr zu vermeiden.
  • Verwende Sonnenschutzmittel. Nutze eine Sonnencreme und luftige Kleidung, um dich vor der Sonne zu schützen.

In deiner Haut steckt niemand geringeres als du selbst und zwar dein ganzes Leben lang. Umso wichtiger ist es, dass du dich darin so wohl wie möglich fühlst – trotz Neurodermitis. Heute gibt es gute Möglichkeiten, dies zu erreichen. Warum sich also mit weniger zufriedengeben? Sprich mit deiner Hautärztin bzw. deinem Hautarzt!

Quellen