Was ist Neurodermitis? Definition und Ursprung

Der aus dem Griechischen stammende Begriff „Neurodermitis“ lässt vermuten, dass die Hauterkrankung durch eine Entzündung (Endung „-itis“) der Nerven (Neuron = Nerv, Derma = Haut) entsteht. Diese These ist mittlerweile zwar widerlegt, dennoch hält sich der Begriff Neurodermitis hartnäckig: Er wird nach wie vor häufiger genutzt als die in Fachkreisen üblichen Bezeichnungen „atopische Dermatitis“, „atopisches Ekzem“ oder „endogenes Ekzem”. Diese deuten darauf hin, dass eine Neigung der Haut zu Überempfindlichkeit und allergischen Reaktionen gegenüber bestimmten Auslösern besteht.

Neurodermitis Symptome: Juckreiz, Ekzeme und Mehr

Zu den Hauptsymptomen der Neurodermitis gehört ein extremer Juckreiz. Wer schon einmal einen lästigen Mückenstich hatte, kennt den unangenehmen Drang zum ständigen Kratzen. Bei Menschen mit Neurodermitis juckt die Haut jedoch nicht nur punktuell, sondern teilweise großflächig. Typische Stellen für Neurodermitis sind Ellenbeugen und Kniekehlen sowie Hände und Gesicht.4 Je nach Alter der Patientinnen bzw. Patienten konzentrieren sich die Hautveränderungen auf unterschiedliche Bereiche (Abb.1). Mit der Krankheit einhergehen:4

  • Hautrötungen (Erytheme)
  • Entzündete, nässende und teilweise blutende Hautstellen (Ekzeme)
  • Hautverdickungen (Lichenifikationen)
  • Feine Hauteinrisse z.B. an Ohrläppchen, Fingern, Mundwinkel (Rhagaden)
  • Trockene Haut (Xerose)
  • Schmerzende Haut

Nicht immer ist Neurodermitis klar zu identifizieren. So kann sie beispielsweise mit trockener Haut oder Schuppenflechte (Psoriasis) verwechselt werden. Umso wichtiger ist deshalb die Diagnose bei einer Hautärztin oder einem spezialisierten Hautarzt.

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Abb. 1: Charakteristisches Auftreten von Neurodermitis nach Lebensalter.4

Neurodermitis: nicht heil-, aber behandelbar

Ausgelöst durch sogenannte Triggerfaktoren tritt Neurodermitis in der Regel schubweise auf. Es kommt gelegentlich jedoch auch zu lang andauernden Entzündungen, die über Jahre oder sogar Jahrzehnte verlaufen können.4 Bei vielen Betroffenen leidet neben der Haut auch die Psyche ganz erheblich.5 Neurodermitis ist nicht ansteckend und bislang nicht heilbar. Dank moderner Behandlungsoptionen haben Menschen mit Neurodermitis heute jedoch realistische Chancen, ihre Symptome zu kontrollieren. Wer mit seiner aktuellen Therapie nicht zufrieden ist oder das Gefühl hat, nicht ausreichend behandelt zu werden, sollte immer das direkte Gespräch mit der behandelnden Hautärztin oder dem behandelnden Hautarzt suchen. Nur so lässt sich eine Lösung finden.

Wer ist von Neurodermitis betroffen?

In Deutschland sind jährlich rund 2 Millionen Erwachsene und 1,5 Millionen Kinder und Jugendliche von Neurodermitis betroffen.4 Der Zeitpunkt, zu dem die Neurodermitis zum ersten Mal ausbricht, liegt bei den meisten Betroffenen im Säuglings- und Kleinkindalter, manchmal aber auch später. In der Regel nehmen die Symptome im Laufe des Lebens ab und verlieren sich bis zum Erwachsenenalter sogar. Sie können jedoch jederzeit wiederkehren.4 Dabei ist die Veranlagung, eine Neurodermitis zu entwickeln, vererbbar: Leiden beide Eltern an Neurodermitis, steigt das Erkrankungsrisiko für das Kind auf 60 bis 80 %. 6

Es lassen sich Unterschiede zwischen den Geschlechtern feststellen. Während Jungen in der Pubertätsphase häufiger von Allergien betroffen sind, sind es im Erwachsenenalter häufig Frauen, die von Neurodermitis betroffen sind.7 Ebenso scheinen Lebensraum bzw. hygienische Bedingungen durchaus eine Rolle zu spielen:8 So leiden Kinder, die auf einem Bauernhof leben, seltener an atopischen Erkrankungen wie Neurodermitis als andere (Bauernhofhypothese). Man vermutet, dass ihr Immunsystem besser ausgelastet ist, da es bereits im frühkindlichen Stadium mit verschiedensten Bakterien und Keimen in Kontakt kommt. Es ist deshalb so gut beschäftigt, dass es keine Gelegenheit hat, sich zusätzliche, eigentlich harmlose Ziele zu suchen.

Kurz und knapp: Was du über Neurodermitis Wissen solltest

  • Neurodermitis ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung. Sie wird in Fachkreisen auch als atopische Dermatitis oder atopisches Ekzem bezeichnet.
  • Charakteristisch ist ein Auftreten in wiederkehrenden Schüben unterschiedlicher Dauer und Intensität. Diese gehen mit sichtbaren Hautveränderungen und starkem Juckreiz einher.
  • Betroffene leiden nicht nur körperlich, sondern auch psychisch und haben eine teils drastisch reduzierte Lebensqualität.
  • Meist tritt Neurodermitis erstmals im Säuglings- und Kleinkindalter auf. Mit zunehmendem Alter nehmen die Symptome zwar häufig ab, dennoch leiden auch zahlreiche Erwachsene an der Hauterkrankung.
  • Ausschlaggebend für das Erkrankungsrisiko sind neben der familiären Vorbelastung auch die hygienischen Bedingungen, in denen man aufwächst: je weniger sich insbesondere das frühkindliche Immunsystem mit Keimen und Bakterien auseinandersetzt, umso eher sucht es sich neue, eigentlich harmlose Ziele.
Quellen