Psoriasis im Gesicht: Eine Herausforderung für Betroffene

Aufgrund ihrer vielfach erblichen Veranlagung ist die Erkrankung nicht heilbar. Mit modernen Therapien lässt sich die Krankheit jedoch häufig gut behandeln und die Lebensqualität der Betroffenen deutlich verbessern – auch bei schweren Erkrankungsformen. In manchen Fällen verschwinden die geröteten Hautstellen nicht komplett, sodass Betroffene immer wieder das Bedürfnis haben, diese Stellen zu verstecken. An Armen und Beinen gelingt dies durch lange Kleidung recht einfach, im Gesicht stellt das Betroffene oftmals vor eine Herausforderung.

Hautpflege bei Psoriasis: Worauf du achten musst

In Puncto Kosmetik und Pflege gibt es bei an Psoriasis erkrankten Menschen oftmals Verunsicherung: Welche Produkte sind geeignet oder schaden der Haut sogar? Die von Psoriasis betroffenen Hautstellen sind besonders empfindlich: Bedingt durch die Kälte kommt es in den Wintermonaten schnell zu trockenen Stellen und Rötungen, aber auch die Sonne kann Irritationen hervorrufen.
Generell gilt: Bei der Pflege deiner Haut solltest du auf Zusatzstoffe verzichten. Damit kannst du eine weitere Reizung entzündeter Hautregionen vermeiden. Achte zum Beispiel darauf, dass Pflegeprodukte keine Duftstoffe enthalten.
Weitere Informationen und Hinweise zu Pflegeprodukten kannst du in diesem Beitrag nachlesen.

Expertenrat: Dermatologe und Make-up-Artistin geben Tipps

„Bitte berühren“ konnte mit Dr. Ralph von Kiedrowski, Dermatologe, und Julia W., Make-up-Artistin und Psoriasis-Patientin, über den Umgang mit Kosmetik bei an Psoriasis erkrankten Hautstellen im Gesicht sprechen.

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Make-up-Artistin und Psoriasis-Betroffene Julia W.
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Dermatologe Dr. med. Ralph von Kiedrowski

Gibt es etwas beim Abdecken betroffener Hautstellen zu beachten? Sollten die Stellen mit Psoriasis besonders vorbehandelt werden?

Dr. Ralph von Kiedrowski: Je nach Ausprägung der Hautveränderungen bzw. auch wenn keine Therapie durchgeführt wird, ist es oftmals gar nicht möglich, die Plaques abzudecken. Bei reiner Rötung/Erythem sind keine besonderen Vorbehandlungen erforderlich.

Julia W.: Die Haut sollte grundsätzlich gereinigt und mit ausreichend Feuchtigkeit versorgt werden. Trockene Haut ist ungeeignet als Grundlage für ein Make-up. Stark schuppende Stellen können vorsichtig mit einer Pinzette von größeren Hautschuppen befreit werden. Es gibt im Handel spezielle Gesichtsprimer, die die Haltbarkeit des Make-ups verbessern. Hier würde ich in jedem Fall zu einem Produkt greifen, dass nicht zu stark mattiert oder porenauffüllend wirkt, da die schuppenden Stellen damit noch trockener werden.

Welches Make-up eignet sich dazu, um Psoriasis-Stellen im Gesicht oder auch am Körper abzudecken? Warum eignen sich manche Make-up-Typen besser als andere?

Julia W.: Für den Körper gibt es spezielle Lösungen mit Camouflage: eine Kombination aus einer Camouflage-Creme und einem fixierenden Puder sowie Spray. In jedem Fall sollte man sich im Handel über die Technik beraten lassen.

Im Gesicht sind zwei Aspekte zu beachten: Die Auswahl des Abdeckproduktes und des Applikationswerkzeuges. Es eignen sich hoch deckende flüssige Foundations und Concealer, die mit einem leicht feuchten Schwamm in pressender Bewegung aufgetragen werden. Häufig ist nicht das komplette Gesicht von der Psoriasis betroffen, sodass die freien Bereiche nur dünn von der Foundation bedeckt werden sollten. Für die schuppenden Stellen wird die Foundation mit dem Concealer gemischt und vorsichtig durch sanftes Drücken in die Haut eingearbeitet. Wenn die Deckkraft nicht ausreicht, kann auf die Stelle nach kurzem Antrocknen eine weitere Schicht mit der gleichen Technik aufgebracht werden. Für die Fixierung wird das Gesicht final abgepudert.

Dr. Ralph von Kiedrowski: Bei der Verwendung von Make-up und Pflegeprodukten ist es wichtig darauf zu achten, dass so wenig Zusatz- und Inhaltsstoffe wie möglich enthalten sind. So kann einer zusätzlichen Hautreizung vorgebeugt werden. Auch auf Konservierungs- und Duftstoffe, Emulgatoren oder auch Mineralöle sollte verzichtet werden, da diese Stoffe Hautirritationen auslösen oder Symptome verschlechtern können.

Hast du, Julia, einen Tipp, wie man mit starken Rötungen oder akut entzündeten Stellen umgehen kann?

Julia W.: Starke Rötungen können mit einem hoch deckenden Produkt vorsichtig abgedeckt werden. Im Fall einer akut entzündeten Stelle würde ich auf das Schminken verzichten, da die Stelle im Laufe das Tages ohnehin wieder sichtbar wird und die Haut Zeit braucht, um sich zu beruhigen.

Mit der richtigen Pflege und dem passenden Make-up kannst du Psoriasis im Gesicht kaschieren und deine Haut schonen.

Achte auf die Inhaltsstoffe, wähle hautverträgliche Produkte und hole dir bei Bedarf Rat von Experten.

Das Make-up sollte natürlich täglich wieder entfernt, die Haut gereinigt und anschließend gepflegt werden. Gibt es Produkte, auf die dafür bedenkenlos zurückgegriffen werden kann?

Dr. Ralph von Kiedrowski: Bei der Reinigung der Haut gilt die Grundregel, eine Reizung und Überhitzung der Haut zu vermeiden. Tupfe die Haut im Anschluss an die Reinigung vorsichtig trocken. Da die Psoriasis durch Hautreizungen, auch mechanischer Natur, getriggert, also verschlechtert werden kann, ist es ratsam, bei der Hautreinigung milde Produkte mit möglichst wenigen Inhaltsstoffen zu verwenden und starke Reibung zu vermeiden.
Julia W.: Beim Abschminken sind wieder die Produktauswahl und die Technik zu beachten. Das Produkt sollte die Haut nicht zu stark reizen. Ich bevorzuge eine milde Reinigungsmilch oder ein Mizellenwasser, die auch im Augenbereich eingesetzt werden können. Zudem empfiehlt es sich nicht, das Make-up mit intensiven mechanischen Bewegungen der Hände zu entfernen. Mit einem weichen Wattepad und dem entsprechenden Produkt kann sanft über Gesicht und Augen gestrichen werden, um so die Haut nicht unnötig zu beunruhigen.

In deiner Haut steckt niemand geringeres als du selbst und das dein ganzes Leben lang. Umso wichtiger ist es, dass du dich darin so wohl wie möglich fühlst – trotz Psoriasis. Heute gibt es gute Möglichkeiten, dies zu erreichen. Warum sich also mit weniger zufriedengeben? Sprich mit deiner Hautärztin bzw. deinem Hautarzt!