Haut und Psyche – was verbindet sie?
Lange wurde nur vermutet, dass zwischen Haut und Nervensystem eine Verbindung besteht – heute ist das wissenschaftlich bestätigt. Beide haben denselben embryonalen Ursprung, das sogenannte Ektoderm. Das erklärt, warum emotionale Belastung körperliche Reaktionen auf der Haut hervorrufen kann. Viele Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sehen in dieser Verbindung einen Grund für den Zusammenhang zwischen psychischen Symptomen und Hautreaktionen.1 Außerdem fanden Forscher und Forscherinnen heraus, dass auch auf chemischer Ebene ein Zusammenhang besteht. Bei psychischem Stress schüttet unser Körper sogenannte Neurotransmitter aus – chemische Botenstoffe, die Reize vom Gehirn bis zur Haut übertragen. Dort können sie entzündliche Hautreaktionen fördern und so Schübe bei Psoriasis begünstigen.2
Psyche als Auslöser von Psoriasis
Die genaue Ursache für Psoriasis ist bisher nicht vollständig geklärt. Ärztinnen und Ärzte gehen davon aus, dass die Erkrankung genetisch veranlagt ist. Bestimmte Auslöser können dann dafür sorgen, dass es zu einem ersten Psoriasis-Schub kommt. Viele Betroffene berichten etwa, dass sie vor dem Ausbruch der Krankheit psychischem Stress ausgesetzt waren. Häufig tritt ein Schub auch nach einem psychisch belastenden Ereignis auf wie bspw. dem Tod eines geliebten Menschen oder dem Jobverlust. Das bedeutet: Stress kann Psoriasis auslösen oder verschlimmern, auch wenn er nicht die alleinige Ursache ist. Das ist aber individuell verschieden und muss nicht auf alle Betroffene zutreffen.
Psoriasis als Auslöser psychischer Beschwerden
Nicht nur kann Stress Psoriasis begünstigen – auch umgekehrt können die sichtbaren Hautveränderungen das psychische Wohlbefinden erheblich beeinträchtigen. Viele Erkrankte fühlen sich stigmatisiert und schämen sich für die Hautveränderungen – besonders an gut sichtbaren Stellen.
Unbeteiligte reagieren oft mit Ablehnung oder Ekel, häufig aus Unwissenheit. Diese soziale Ausgrenzung kann das Selbstwertgefühl der Betroffenen schwächen und dazu führen, dass sie soziale Aktivitäten meiden. Viele trauen sich nicht mehr, Sport zu treiben oder Schwimmbäder zu besuchen.
„Wir Menschen sind soziale Wesen und fühlen uns am wohlsten in einer stabilen Gemeinschaft, Ausgrenzung schmerzt und belastet uns daher sehr stark.“
– Diplom-Psychologin Julia Scharnhorst
Diese negativen Erfahrungen können die Betroffenen stark beeinträchtigen und haben einen großen Einfluss auf ihre Lebensqualität. Dies kann wiederum zu psychischen Erkrankungen wie z.B. Depressionen , Schlaflosigkeit oder Angststörungen führen. Studien zeigen, dass Menschen, die an Psoriasis erkrankt sind, im Vergleich zu Nicht-Erkrankten überdurchschnittlich häufig an psychischen Erkrankungen leiden.3,4,5
Was kannst du tun, wenn Psoriasis und Psyche sich gegenseitig beeinflussen?
Auch wenn es einen Zusammenhang zwischen Psoriasis und Psyche gibt, bedeutet das nicht, dass eine schwere Psoriasis automatisch zu psychischen Problemen führt – oder umgekehrt. Betroffene mit einer schweren Psoriasis sind nicht automatisch stärker psychisch belastet als Menschen mit einer leichten Ausprägung. Jeder Mensch erlebt seine Erkrankung individuell.
Wichtig ist: Erkennst du einen Zusammenhang zwischen Stress und Psoriasis-Schüben, sprich mit deiner Ärztin oder deinem Arzt. Die Behandlung kann dann auch psychische Faktoren berücksichtigen, z.B. in Form einer psychosozialen Therapie. Zur Verminderung von psychischem Stress kann auch das Erlernen von Stressbewältigungstechniken und ausreichend Ruhephasen helfen.
Strategien zur Stressbewältigung und psychischen Unterstützung bei Psoriasis:
- Stress reduzieren durch vermehrte Ruhephasen
- Entspannungstechniken wie Meditation, Atemübungen oder progressive Muskelentspannung
- Körperliche Aktivität zur Reduktion von Anspannung
- Psychosoziale Therapie
- Teilnahme an einer Psoriasis-Reha
- Aktive Selbsthilfe und Austausch mit anderen Betroffenen
- Akzeptanz der Erkrankung fördern
- Unterstützung durch Angehörige und Freundeskreis
Aber auch die körperliche Behandlung der Psoriasis kann positive Auswirkungen auf die Psyche haben, wie Studien zeigen. Deshalb ist eine erfolgreiche Therapie der körperlichen Symptome weiterhin von zentraler Bedeutung – für die Psoriasis und die mentale Verfassung.
Kurz und knapp: Wissenswertes zum Thema Psoriasis und Psyche
- Psychische Belastung und Psoriasis – es gibt einen Zusammenhang: Einerseits können herausfordernde Emotionen einen Psoriasis-Schub auslösen, andererseits können sich die Symptome der Psoriasis negativ auf die Psyche auswirken.
- Psychischer Stress kann einen Psoriasis-Schub auslösen: Die Ursache für die Psoriasis ist erblich bedingt. Viele Betroffene stellen aber fest, dass psychischer Stress einen Schub auslösen kann.
- Psoriasis-Symptome als Auslöser von psychischem Stress: Die Hauterscheinungen der Psoriasis sind vielen Betroffenen unangenehm und können zu (Angst vor) Stigmatisierung und sozialer Ausgrenzung führen. Das hat negative Auswirkungen auf die Psyche.
- Die Verbindung zwischen der Psoriasis und der Psyche ist individuell verschieden: Nicht bei allen Betroffenen löst psychischer Stress einen Psoriasis-Schub aus bzw. wirken sich die Psoriasis-Symptome negativ auf die Psyche aus.
- Mit der Ärztin bzw. dem Arzt besprechen: Durch das Anwenden von Strategien, die sich positiv auf die Psyche auswirken, wie z.B. Stressbewältigungstechniken können auch die körperlichen Symptome der Psoriasis verbessert werden. Daher sollte der Zusammenhang der eigenen psychischen Verfassung und der Psoriasis mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt thematisiert werden.
In deiner Haut steckt niemand geringeres als du selbst und das dein ganzes Leben lang. Umso wichtiger ist es, dass du dich darin so wohl wie möglich fühlst – trotz Psoriasis. Heute gibt es gute Möglichkeiten, dies zu erreichen. Warum sich also mit weniger zufriedengeben? Sprich mit deiner Hautärztin bzw. deinem Hautarzt!
Quellen
- 1 Niemeier V, Stangier U, Gieler U: Hauterkrankungen: Psychologische Grundlagen und Behandlung. Hogrefe 2009, S. 5.
- 2 Kurzen H. Die Haut als Spiegel der Seele. Akt Dermatol 2005; 31: 431-439
- 3 Dowlatshahi, E., Wakkee, M., Arends, L., & Nijsten, T., (2014). Journal of Investigative Dermatology. The Prevalence and Odds of Depressive Symptoms and Clinical Depression in Psoriasis Patients: A Systematic Review and Meta-Analysis. 134, 1542–1551.
- 4 Connor CJ, Liu V, Fiedorowicz JG. Exploring the Physiological Link between Psoriasis and Mood Disorders. Dermatol Res Pract. 2015; 2015:409637. doi: 10.1155/2015/409637. Epub 2015 Oct 15. PMID: 26550011; PMCID: PMC4624926.
- 5 Bolotna L, Sarian O. Psychopathological Disorders as Comorbidity in Patients with Psoriasis (Review). Georgian Med News. 2020 Apr;(301):143-147. PMID: 32535579.