Die Ursache von Psoriasis
Bis heute ist nicht eindeutig geklärt, was die chronisch-entzündliche Erkrankung auslöst. Aufgrund ihrer vielfach erblichen Veranlagung ist die Erkrankung nicht heilbar. Mit modernen Therapien lässt sie sich jedoch häufig gut behandeln und die Lebensqualität der Betroffenen deutlich verbessern – auch bei schweren Erkrankungsformen. Psoriasis ist keine reine Hauterkrankung, sondern eine systemische Erkrankung, d.h., sie betrifft den gesamten Körper und geht häufig mit Begleiterkrankungen einher.
Genetische Veranlagung
Expertinnen und Experten gehen von einer genetischen Veranlagung aus: Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) tritt die Psoriasis in 30 bis 40 Prozent der Fälle auch bei Verwandten auf.2 Die Genetik spielt eine besonders wichtige Rolle, vor allem bei Menschen, die vor dem 40. Lebensjahr eine Psoriasis entwickeln, dort wird ihr Einfluss zwischen 60-90 % geschätzt.3
Expertenstatement Dr. Ralph von Kiedrowski:
„Eine erbliche Veranlagung bedeutet nicht automatisch, dass der Betroffene auch erkrankt. Die Erkrankung bricht nicht immer aus. Es kann sogar vorkommen, dass beide Elternteile unter Psoriasis leiden, ihr Kind jedoch nicht erkrankt.“
Wenn beide Elternteile Psoriasis haben bzw. über die Erbanlage verfügen, ist die Wahrscheinlichkeit der Vererbung bei 60-70 %. Ist nur ein Elternteil betroffen, liegt die Wahrscheinlichkeit bei etwa 30 %.4
Psoriasis: Triggerfaktoren und individuelle Auslöser
Die Psoriasis kann ausbrechen, wenn neben der Veranlagung noch bestimmte innere oder äußere (umweltbedingte) Auslöser oder Risikofaktoren hinzukommen. Dazu gehören unter anderem:
– hormonelle Schwankungen (z. B. durch die Pubertät, Menstruation, Schwangerschaft oder Wechseljahre).5
– Infektionen (z.B. durch Streptokokken und Staphylokokken im Kindes- und Jugendalter)5
– bestimmte Medikamente (z.B. nichtsteroidale Antirheumatika, Betablocker, Glukokortikoide oder Antibiotika können eine untergeordnete Rolle spielen).5
– Stress und weitere psychosoziale Faktoren stellen sehr wichtige Triggerfaktoren dar.6
– Physikalische, chemische und entzündliche Reizungen oder Irritationen der Haut (z.B. durch Verletzungen, Reibung, Sonnenbrand oder Kratzen).5
– Nikotin und übermäßiger Alkoholkonsum.6
– Immunschwäche5
– andere Umweltfaktoren können auch Schübe auslösen, wie z.B. Luftverschmutzung.7
Diese sogenannten Trigger lösen nach dem erstmaligen Ausbruch der Krankheit auch Krankheitsschübe aus oder verstärken die Symptome. Weitere Informationen zu den Auslösern der Psoriasis findest du in der Rubrik Schübe vermeiden. Insgesamt sind die Ursachen individuell sehr vielfältig und noch nicht abschließend geklärt.
Rolle des Immunsystems bei Psoriasis
Bei Psoriasis spielt das Immunsystem eine zentrale Rolle. Es reagiert überaktiv – als ob es eine Gefahr bekämpfen müsste, obwohl keine echte Bedrohung vorliegt.1
Botenstoffe – auch Zytokine genannt – sind kleine Moleküle, mit denen Immunzellen untereinander kommunizieren. Sie lösen bestimmte Reaktionen im Körper aus, zum Beispiel Entzündungen. Ein wichtiger Botenstoff dabei ist Interleukin-23 (IL-23).IL-23 sorgt dafür, dass bestimmte Abwehrzellen, die sogenannten TH17-Zellen, sich vermehren. Diese wiederum produzieren weitere Botenstoffe wie IL-17, IL-22 und TNF-α.
Diese entzündungsfördernden Stoffe senden Signale an die Hautzellen (Keratinozyten), die sich daraufhin viel schneller als normal teilen. Das führt zu den typischen Psoriasis-Symptomen: gerötete, verdickte und schuppige Hautstellen.
Kurz gesagt: Bei Psoriasis „überreagiert“ das Immunsystem und bringt die Hauterneuerung aus dem Gleichgewicht – es entsteht eine chronische Entzündung.8
Wann tritt Psoriasis erstmals auf – und bei wem?
Männer und Frauen sind etwa gleich häufig betroffen. In Deutschland leben schätzungsweise 2-2,5 Millionen Menschen, davon 350.000 Kinder und Jugendliche mit Psoriasis. Rund ein Viertel der Betroffenen leidet an einer mittelschweren bis schweren Form.9
Grundsätzlich ist eine Erkrankung in jedem Alter möglich. Allerdings ist ein Ausbruch im frühen Kindesalter und bei älteren Menschen eher selten. Viele Menschen mit Psoriasis erkranken n einem jungen Alter: Die Psoriasis tritt überwiegend vor dem 40. Lebensjahr zum ersten Mal auf – in 75 % der Fälle wird die Diagnose zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr gestellt. Medizinerinnen und Mediziner sprechen von der Typ-1-Psoriasis. In vielen Fällen tritt der Typ I familiär gehäuft und in einer schwereren Form auf. Spätere Formen verlaufen oft mild, der seltenere Spättyp (Typ-2-Psoriasis) bricht erst im fünften bis sechsten Lebensjahrzehnt aus.6
Kurz und knapp:
- Chronische Entzündung: Das Immunsystem greift körpereigenes Gewebe an, was zu Entzündungen und zur schnelleren Hauterneuerung führt (3-4 Tage anstatt 4 Wochen).
- Genetische Veranlagung: Psoriasis tritt in 30-40 % der Fälle familiär gehäuft auf. Wenn beide Elternteile betroffen sind, liegt die Wahrscheinlichkeit einer Vererbung bei 60-70 %
- Häufige Trigger: Stress, Hormonschwankungen, Infektionen, Verletzungen, Medikamente, Umwelteinflüsse, Nikotin und Alkohol.
- Systemische Erkrankung: Betrifft nicht nur die Haut, sondern oft auch Gelenke (Psoriasis-Arthritis) und andere Organe. Eine Psoriasis kann darüber hinaus auch mit weiteren Begleiterkrankungen einhergehen.
- Ersterkrankung: Meist zwischen 15 und 35 Jahren, selten im Kindesalter oder ab 50 Jahren.
- Behandlung: Nicht heil-, aber gut behandelbar – moderne Therapien können die Lebensqualität deutlich verbessern.
Quellen
- 1 https://www.dzi.uk-erlangen.de/patienten/chronisch-entzuendliche-erkrankungen/psoriasis/ [zuletzt abgerufen am 16.05.25].
- 2 Traupe H, Robra B-P. Gesundheitsberichterstattung des Bundes: Schuppenflechte. Berlin: Robert Koch-Institut; 2023. Verfügbar unter: https://edoc.rki.de/bitstream/handle/176904/3160/220ShwcFDLtSs_62.pdf?sequence=1 [zuletzt abgerufen am 26.05.2025].
- 3 Smith RL, Warren RB, Griffiths CE, Worthington J. Genetic susceptibility to psoriasis: an emerging picture. Genome Med. 2009 Jul 22;1(7):72.
- 4 https://www.psoriasis-bund.de/wissen/psoriasis/ [zuletzt abgerufen am 26.05.2025].
- 5 Goebeler M et al. Basiswissen Dermatologie. Springer. 2017; 94-99.
- 6 https://www.usz.ch/krankheit/schuppenflechte/ [zuletzt abgerufen am 26.05.2025].
- 7 https://www.aerzteblatt.de/archiv/psoriasis-hohe-luftverschmutzung-kann-einen-krankheitsschub-ausloesen-11b0a260-7acb-4dea-a414-60873450db19 [zuletzt abgerufen am 26.05.2025].
- 8 Chan TC et al. Therapeutic advances in chronic disease 2018; 9(5): 111–119.
- 9 Augustin M et al. Dermatology 2008; 216(4): 366–372.