Neurodermitis vs. Schuppenflechte: Die wichtigsten Unterschiede im Überblick
Hauptursache
Juckreiz
Hautausschlag
Häufige Stellen
Alter bei Beginn
u.a. assoziierte Erkrankungen
Welche Gemeinsamkeiten gibt es?
- Sowohl bei Neurodermitis als auch bei Psoriasis handelt es sich um chronisch-entzündliche und nicht heilbare Hauterkrankungen.
- Bei beiden Erkrankungen gehören Hautveränderungen, Entzündungen und Juckreiz zu den klassischen Symptomen, die je nach Schweregrad der Erkrankung unterschiedlich ausgeprägt sind und in beiden Fällen mitunter den ganzen Körper betreffen können.
- Sowohl Neurodermitis als auch Schuppenflechte haben eine genetische Veranlagung.
- Triggerfaktoren spielen bei beiden Hauterkrankungen eine Rolle. Dazu gehören Stress, Infekte oder eine Reizung der Haut. Sie können den Verlauf der Erkrankungen verstärken.1,2
Systemerkrankung – Was bedeutet das?
Sowohl Neurodermitis als auch Psoriasis sind Systemerkrankungen. Das heißt, dass sie sich nicht nur auf die Haut beschränken, sondern auch in anderen Bereichen des Körpers (im gesamten System) Symptome verursachen. Psoriasis etwa kann auch Fingernägel, Gelenke und innere Organe betreffen. Bei der Neurodermitis entwickeln sich zudem nicht selten weitere Komorbiditäten. Dazu gehören zum Beispiel Heuschnupfen, Asthma und Lebensmittelallergien – auch Neurodermitis ist damit eine Systemerkrankung.
Beiden Erkrankungen ist zudem gemein, dass sie nicht nur körperliches Leiden verursachen, sondern auch Einfluss auf soziale und psychologische Faktoren nehmen. Hauterkrankungen, die sichtbare Symptome wie Schuppen, Rötungen oder nässende Stellen verursachen, können Stigmatisierung nach sich ziehen. Betroffene leiden häufig unter Diskriminierung oder Ausgrenzung sowie unter Vorurteilen Nicht-Betroffener, die meist ihren Ursprung in Unwissenheit haben. Das kann eine enorme psychische Belastung für Menschen sowohl mit Psoriasis als auch Neurodermitis bedeuten.1,2
Welche Unterschiede gibt es?
Für Laien sind Psoriasis und Neurodermitis nur schwer voneinander zu unterscheiden. Eine eindeutige Diagnose stellt eine Dermatologin oder ein Dermatologe. Die Ärztin oder der Arzt begutachten dazu die Krankheitssymptome und weitere Faktoren. Zu den charakteristischen Unterschieden gehören:
- Sichtbare Muster: Psoriasis tritt meist in Form von fest eingegrenzten Plaques auf, d.h. scharf begrenzte, Tafelberg-artig erhabene rötliche Hautstellen mit individuell mehr oder weniger starker Schuppung. Hinzu kommen ausgeprägte Entzündungen. Charakteristisch für Neurodermitis ist die Bildung von diffuseren, schwer abgrenzbaren Hautarealen, sogenannten Ekzemen.
- Das Erkrankungsalter: Psoriasis macht sich vermehrt zwischen dem 15. und 25. Lebensjahr bemerkbar und tritt bei drei von vier Betroffenen vor dem 40. Lebensjahr auf. Eine Neurodermitis-Diagnose wird häufig schon im Säuglings- oder Kleinkindalter gestellt. Die Erkrankung äußert sich meist in den ersten Lebensmonaten oder -jahren.
- Bedeutung des Immunsystems: Psoriasis ist eine klassische Autoimmunerkrankung, das heißt, das Immunsystem wendet sich gegen den eigenen Körper. Dadurch erneuert sich die Haut der Betroffenen etwa sieben Mal schneller als bei „Hautgesunden“ und es kommt zu der charakteristischen Schuppenbildung. Im Gegensatz dazu entsteht Neurodermitis aus einer Kombination von genetischen und immunologischen Faktoren. Auch Umweltfaktoren spielen eine Rolle. Das Immunsystem ist überaktiv und ordnet für gewöhnlich harmlose Stoffe aus der Umwelt wie etwa Pollen oder raue Textilien, Seife und Lebensmittel als potenzielle Gefahr ein. Die Folge sind Entzündungen und Infektionen. Die Haut ist trocken, spannt und juckt extrem. Kratzen hingegen führt nur bedingt zur Linderung und schädigt die ohnehin schon gestörte Hautbarriere. Bakterien, Pilze, Viren und Allergene haben dann leichtes Spiel. Ein Kreislauf aus Jucken, Kratzen und Hautverletzungen entsteht.
- Begleiterkrankungen: Psoriasis kommt selten allein. Einige Patienten und Patientinnen leiden zusätzlich unter Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Psoriasis-Arthritis. Dabei können gleich mehrere dieser Begleiterkrankungen auftreten. Auch bei Menschen mit Neurodermitis treten sogenannte Komorbiditäten auf. Diese lassen sich dem atopischen Formenkreis zuordnen, wozu allergisches Asthma, allergischer (Heu-)Schnupfen (mit Bindehautentzündung) und weitere Allergien zum Beispiel gegen Nahrungsmittel oder Kontaktallergien zählen. Auch hier können Erkrankungen gemeinsam aber auch nacheinander auftreten.
- Nicht immer ist eindeutig zwischen Neurodermitis und Psoriasis zu unterscheiden. In diesem Fall spricht man von sogenannten Mischformen. Menschen leiden dann zum Beispiel unter einer ekzematisierten Psoriasis (charakterisiert durch einen starken Juckreiz) oder einer psoriasisformen Ekzemerkrankung (charakterisiert durch eine starke Schuppung durch Hautneubildung oder Hauttrockenheit). Es kann sogar vorkommen, dass eine Patientin bzw. ein Patient von einer Erkrankung in die andere wechselt. In wenigen Fällen kann es sogar vorkommen, dass beide chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen gleichzeitig auftreten.1,2
Diagnose und Behandlung: Ein Besuch bei der Hautärztin oder dem Hautarzt bringt Klarheit
Der Besuch einer ärztlichen Sprechstunde ist immer dann ratsam, wenn Hautrötungen oder juckende Stellen auftreten. Die Expertin oder der Experte kann Ihnen eine konkrete Einschätzung Ihrer Symptome geben und bei Unklarheiten ggf. weitere Untersuchungen wie z.B. histologische Gewebeuntersuchungen sowie molekulare oder allergologische Diagnostik einleiten. Bei Bedarf wird der Experte bzw. die Expertin mit Ihnen einen individuellen Therapieansatz besprechen. Mit einer eindeutigen Diagnose ist auch eine gezielte Therapie möglich. Mit modernen Therapien lassen sich beide Krankheitsbilder – Psoriasis und Neurodermitis – immer häufiger selbst bei mittelschweren bis schweren Krankheitsbildern kontrollieren.1,2
Kurz und knapp
- Ähnliche Symptome, unterschiedliche Ursachen: Neurodermitis und Psoriasis äußern sich ähnlich (Juckreiz, Rötungen, Entzündungen), haben aber unterschiedliche Ursachen.
- Unterschiedliche Muster und Stellen: Psoriasis zeigt klar abgegrenzte Plaques mit Schuppen, oft an Ellenbogen, Knien und Kopfhaut. Neurodermitis tritt diffuser auf, oft beugeseitig und im Gesicht (bei Babys).
- Immunsystem spielt unterschiedliche Rollen: Bei Psoriasis greift das Immunsystem den eigenen Körper an. Bei Neurodermitis reagiert ein überaktives Immunsystem auf harmlose Umweltstoffe.
- Begleiterkrankungen variieren: Psoriasis ist oft mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Psoriasis-Arthritis verbunden. Neurodermitis geht häufig mit Allergien, Asthma und Heuschnupfen einher.
- Diagnose durch eine Fachärztin oder einen Facharzt ist entscheidend: Eine eindeutige Diagnose durch einen Dermatologen ist wichtig, um die richtige Therapie zu wählen und die Symptome effektiv zu kontrollieren.
Quellen
- 1 Werfel T et al., S3 Leitlinie Atopische Dermatitis AWMF-Register-Nr.: 013-027, 2023.
- 2 Nast A et al., S3-Leitlinie zur Therapie der Psoriasis vulgaris, Langversion 2024; AWMF-Registernummer: 013-001.