Herausforderungen bei der Diagnose von Psoriasis

Die Diagnose erfolgt in der Regel nach einer gründlichen Untersuchung der Haut und einem ausführlichen Anamnesegespräch durch die Dermatologin bzw. den Dermatologen. Aufgrund ihrer vielfältigen Formen und Symptome ist die Psoriasis jedoch mitunter schwer zu diagnostizieren. Daher gehen Expertinnen und Experten von einer hohen Dunkelziffer an Betroffenen aus, die nicht wissen, dass sie an Psoriasis leiden.

„Die Symptome und der Verlauf einer Psoriasis sind individuell ganz unterschiedlich. Besonders schwierig ist die Diagnose bei seltenen Formen wie zum Beispiel bei Bläschen-Formen der Psoriasis an Handflächen und Fußsohlen. Ebenso können verschiedene Vorbehandlungen oder besonders leichte Ausprägungen der Psoriasis die Diagnose erschweren.“

– Dr. Ralph von Kiedrowski

Diagnostische Verfahren im Überblick

Anamnese

Die Anamnese ist ein wichtiger Teil der Diagnosestellung, bei der die medizinische Vorgeschichte erfragt wird. Hier werden von der Dermatologin bzw. dem Dermatologen Fragen zu Hautveränderungen, Juckreiz, Schüben, familiärer Vorbelastung, Lebensstilfaktoren und Medikamenten gestellt.1

Klinische Untersuchung

Nach einer ausführlichen Anamnese erfolgt die genaue Untersuchung der Haut, dabei schaut sich die Ärztin bzw. der Arzt die Hautveränderungen am gesamten Körper und insbesondere an Regionen an, in welchen die Psoriasis häufig vorliegt.

Das sind:

  • Haut (typische Stellen: Ellbogen, Knie, Kopfhaut, Rücken)
  • Nägel (Tüpfel-, Krümelnägel)1
  • Gelenke (Frage nach Schmerzen, Morgensteifigkeit – Verdacht auf Psoriasis-Arthritis)1
Klassische klinische Phänomene bei Psoriasis

Zur Diagnostik können darüber hinaus verschiedene klinische Hautphänomene herangezogen werden. Das Kerzenwachsphänomen beschreibt, wie die Schuppenlamellen durch Kratzen von der Haut bzw. dem Psoriasis-Plaque im Gesamten abgelöst werden. Werden darüber hinaus weitere Schuppen entfernt, bleibt ein dünnes Häutchen bestehen – dieses wird als Phänomen des letzten Häutchens beschrieben. Nachdem auch dieses abgelöst wird, bilden sich punktförmige Blutungen, welche auch als Auspitz-Phänomen bezeichnet werden.2

Ausschluss anderer Krankheiten

Um eine richtige Diagnose und eine passende anschließende Behandlung sicherzustellen, ist es wichtig, andere Krankheiten mit ähnlichen Symptomen auszuschließen. Psoriasis kann unter anderem mit den folgenden Erkrankungen verwechselt werden: Ekzeme, Neurodermitis, Pilzinfektionen (Tinea corporis), Seborrhoisches Ekzem, Lupus erythematodes oder Syphilis.2

Schweregrade bei Psoriasis

Eine Psoriasis wird, je nach Ausprägung der Symptome, in unterschiedliche Schweregrade eingestuft. Zur Einteilung der Erkrankung in die Schweregrade leicht, mittelschwer und schwer existieren unterschiedliche Indizes bzw. Scores. 8 Die Beurteilung des Schweregrads ist für die Auswahl bzw. Aufstellung des Therapiekonzeptes und damit auch für den weiteren Behandlungsverlauf entscheidend.

Methoden zur Psoriasis-Schweregraderfassung

PASI-Wert: Am weitesten verbreitetes Instrument zur Schweregradbestimmung bei Psoriasis

Der „Psoriasis Area and Severity Index“ (PASI) gilt als Goldstandard in der Schweregradbestimmung. Er berücksichtigt zwei wichtige Faktoren: 2

  • Die betroffene Körperoberfläche in Prozent in vier Regionen (Kopf, Rumpf, Arme und Beine)
  • Die Ausprägung bzw. der klinische Schweregrad der Symptome (Rötung, Dicke der Plaques und Schuppung)

Der PASI-Wert kann zwischen 0 und 72 Punkten liegen. Je höher der Wert, desto schwerer die Erkrankung. Ein PASI-Wert unter 10 gilt als leichte Psoriasis und ein Wert über 10 wird als moderate bis schwere Psoriasis eingestuft. 8

Der PASI kann auch zur Überprüfung des Therapieansprechens genutzt werden. Laut der deutschen S3-Leitlinie zur Behandlung der Psoriasis vulgaris liegt das minimale Therapieziel beim Erreichen einer PASI-75-Antwort. Das bedeutet, dass die ursprünglichen Hautsymptome bzw. der ursprüngliche PASI-Wert um 75 % zurückgehen. Dank der modernen Therapieoptionen ist aber auch ein Therapieziel eines PASI-90- bis PASI-100-Ansprechens durchaus im Rahmen des Möglichen. Ein PASI 100 entspricht einer erscheinungsfreien Haut. 2,8

BSA-Wert: Wieviel Prozent der Haut ist von Psoriasis-Symptomen betroffen?

Die „Body Surface Area“ (BSA) gibt an, wie viel Prozent der Körperoberfläche von der Psoriasis betroffen sind Ein BSA-Wert unter 10% deutet auf eine leichte Psoriasis und ein Wert über 10% auf eine moderate bis schwere Psoriasis hin. 2

DLQI-Wert: Lebensqualität bei Psoriasis

Der „Dermatology Life Quality Index“ (DLQI) misst, wie stark die Lebensqualität durch die Hauterkrankung beeinträchtigt wird.2 Dieser Fragebogen mit 10 Fragen erfasst die Auswirkungen der Psoriasis auf den Alltag der Betroffenen – ein wichtiger Aspekt, der bei rein körperlichen Messungen oft zu kurz kommt. Dabei kann gewählt werden zwischen 0 „gar keine“ oder 3 „sehr starke“ Belastung durch Psoriasis. Am Ende entsteht eine Gesamtsumme zwischen 0 und 30 – je höher der Wert, desto größer ist die Beeinträchtigung der Lebensqualität für die Betroffene bzw. den Betroffenen.9 Ein DLQI-Wert über 10 weist auf moderate bis schwere Psoriasis hin.2

Kurz und knapp: Das Wichtigste zur Diagnose bei Psoriasis im Überblick

  • Die Psoriasis-Diagnose erfolgt durch eine Kombination aus Anamnese, klinischer Untersuchung und speziellen Tests, wobei die Differentialdiagnose und Abgrenzung zu ähnlichen Hauterkrankungen eine wichtige Rolle spielt.
  • Als systemische Erkrankung kann Psoriasis mit zahlreichen Begleiterkrankungen wie Psoriasis-Arthritis, Stoffwechselstörungen und psychischen Belastungen einhergehen, weshalb regelmäßige Untersuchungen wichtig sind.
  • Die Schweregradeinstufung der Psoriasis in leicht und moderat bis schwer ist ausschlaggebend für die Wahl der Therapie und erfolgt mittels verschiedener Scores.
  • Am häufigsten verwendet wird der PASI – dieser berücksichtigt sowohl die betroffene Körperfläche in Prozent als auch den klinischen Schweregrad der Symptome.
Quellen
  • 1 Weisshaar E et al, Dermatologie in Beruf und Umwelt 2018; 66(3); 113-114 113.
  • 2 Schneider S et al. Akt Rheumatol 2022;47: 324–332; https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/pdf/10.1055/a-1808-4069.pdf [zuletzt abgerufen am 30.05.25].
  • 3 Augustin M et al. Acta Derm Venereol 2010; 90 (2): 147-51.
  • 4Mease PJ et al. Journal of the American Academy of Dermatology 2013; 69(5): 729–735.
  • 5 Sommer DM et al. Archives of dermatological research 2006; 298(7): 321–328.
  • 6 McDonough E et al. The Journal of rheumatology 2014; 41(5): 887–896.
  • 7 Kolios AG et al. Dermatology 2016; 232(4): 385–406.
  • 8 Nast A et al. S3-Leitlinie zur Therapie der Psoriasis vulgaris, Langversion 2024; AWMF-Registernummer: 013-001.
  • 9 Bacharach-Buhles M Altmeyers Enzyklopädie 2024; https://www.altmeyers.org/de/dermatologie/dlqi-156310 [zuletzt abgerufen am 30.05.2025].