Quaddeln und Angioödeme erkennen

Quaddeln und Angioödeme weisen jeweils drei spezifische Merkmale auf und sind wie folgt charakterisieren2:

Quaddel:

  1. Scharf begrenzte, oberflächliche Schwellung der Haut, die unterschiedlich groß und geformt sein kann. Fast immer ist sie von einer Rötung umgeben – diese entsteht durch eine verstärkte Durchblutung der Haut an der betroffenen Stelle und wird teilweise auch als „Reflexerythem“ bezeichnet.
  2. Juckreiz oder manchmal ein brennendes Gefühl.
  3. Temporär – die Hautveränderung verschwindet in der Regel innerhalb von 30 Minuten bis maximal 24 Stunden.
Angioödem:

  1. Schnell auftretende, tiefe Schwellung in den unteren Hautschichten oder in den Schleimhäuten. Die Haut kann dabei gerötet oder hautfarben sein.
  2. Kribbeln, Brennen, Spannungsgefühl und manchmal Schmerzen. Im Gegensatz zu Quaddeln besteht hier kein Juckreiz.
  3. Langsame Rückbildung, da die Schwellung bis zu 72 Stunden bestehen bleiben kann und damit deutlich länger als eine Quaddel benötigen, um abzuklingen.
Die beiden Hauptsymptome der Urtikaria, also Quaddeln und Angioödeme, können einzeln oder gemeinsam auftreten. Beide sind Ausdruck einer Reaktion des Körpers, bei der bestimmte Botenstoffe, vor allem Histamin, freigesetzt wird. Dies führt zu einer Erweiterung der Blutgefäße und zu Wassereinlagerungen in der Haut. Die Symptome können sehr plötzlich auftreten und ebenso schnell wieder verschwinden oder über eine längere Zeit bestehen bleiben.2

Juckreiz bei Urtikaria

Juckreiz ist eines der belastendsten Symptome der Urtikaria und kann die Lebensqualität erheblich einschränken. Er entsteht durch Histamine und andere Entzündungsbotenstoffe, welche mit der Haut reagieren und den Juckreiz auslösen.2 Der Juckreiz kann plötzlich auftreten, sehr intensiv sein und Betroffene sowohl tagsüber als auch nachts stark beeinträchtigen. Häufig führt er zu Kratzen, was die Haut zusätzlich reizt und manchmal zu kleinen Verletzungen oder Infektionen führen kann.
Neben der körperlichen Belastung kann chronischer Juckreiz auch psychische Auswirkungen haben – etwa Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme oder erhöhte Reizbarkeit. Eine gezielte Behandlung der Urtikaria zielt daher nicht nur auf die sichtbaren Hautveränderungen, sondern auch auf die Linderung des Juckreizes ab.2

Zur Einschätzung der Krankheitsaktivität wird der Urtikaria Activity Score (UAS) verwendet. Dabei wird täglich erfasst, wie viele Quaddeln auftreten und wie groß sie sind sowie wie stark der Juckreiz ausgeprägt ist. Die Intensität des Juckreizes wird auf einer Skala von 0 („kein Juckreiz“) bis 3 („sehr starker Juckreiz“) bewertet. Beide Werte werden zusammengezählt und ergeben einen Tageswert, der über die Woche zusammengerechnet wird, um den Verlauf und die Wirksamkeit einer Behandlung zu beurteilen.2

Wer ist betroffen?

Urtikaria ist keine seltene Erkrankung. Fachleute schätzen, dass allein in Deutschland über 800.000 Menschen mit einer chronischen Urtikaria leben.5 Wenn man alle Formen zusammen betrachtet, liegt die sogenannte Lebenszeitprävalenz – also die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens mindestens einmal an (akuter) Nesselsucht zu erkranken – bei fast 20 Prozent. Das bedeutet: Etwa jeder vierte Erwachsene bekommt im Laufe seines Lebens mindestens einmal eine Urtikaria, besonders häufig zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr. Die Erkrankung kann jedoch in allen Altersgruppen auftreten.2

Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer. Unter den chronischen Formen tritt die chronische spontane Urtikaria etwa zwei- bis dreimal häufiger auf als die chronische induzierbare Urtikaria , die durch äußere Einflüsse wie Kälte, Druck oder Licht ausgelöst wird.6

Kurz und knapp:

  • Urtikaria ist eine akute oder chronische Hauterkrankung mit Quaddeln und/oder Angioödemen.
  • Quaddeln sind oberflächliche, juckende Hautschwellungen, oft gerötet, und verschwinden meistens innerhalb von Stunden.
  • Angioödeme sind tiefe Schwellungen ohne Juckreiz, oft im Gesicht oder an Händen/Füßen, und können bis zu 72 Stunden bestehen bleiben.
  • Weltweit sind 0,5-1 % chronisch betroffen; jeder vierte Erwachsene erkrankt mindestens einmal im Leben an einer Urtikaria.
  • Juckreiz ist eines der ausgeprägtesten Symptome neben den Angioödemen und häufig sehr belastend, da er Schlaf und Alltag stark beeinträchtigen kann.

In deiner Haut steckt niemand geringeres als du selbst und das dein ganzes Leben lang. Umso wichtiger ist es, dass du dich darin so wohl wie möglich fühlst – trotz Urtikaria. Heute gibt es gute Möglichkeiten, dies zu erreichen. Warum sich also mit weniger zufriedengeben? Sprich mit deiner Hautärztin bzw. deinem Hautarzt!

Quellen
  • 1 Maurer M, et al. Allergy. 2011 Mar;66(3):317-30.
  • 2 Zuberbier et al. Deutsche S3-Leitlinie zur Klassifikation, Diagnostik und Therapie der Urtikaria, adaptiert von der internationalen S3-Leitlinie, 2022. AWMF-Leitlinienregister (013-028).
  • 3 https://urtikaria.net/de/bedeutung/ [zuletzt abgerufen am 02.10.25].
  • 4 https://de.pons.com/%C3%BCbersetzung/latein-deutsch [zuletzt abgerufen am 02.10.25].
  • 5 https://www.umg.eu/news-detail/news-detail/detail/news/welt-urtikaria-tag-2019-nesselsucht-und-haut-und-stress/ [zuletzt abgerufen am 02.10.25].
  • 6 O, Plewig G, Wolff H (1991) Urtikaria, Angioödem und Anaphylaxie. In: Dermatologie und Venerologie, Springer, Berlin Heidelberg New York Tokyo, S. 374-399.